Die Fête de la Musique: ein Fest der Toleranz

Fête de la Musique Berlin, Trompeter

1982 nahm die Fête de la Musique in Paris ihren Anfang. Der französische Kulturminister Jack Lang initiierte das seitdem immer am 21. Juni stattfindende Fest als Gelegenheit für Jung und Alt, für Musik-Profis wie Amateure, auf die Straße zu gehen und Musik zu machen. Musik von allen für alle, umsonst und draußen: das war und ist die Grundidee der Fête.

Schon drei Jahre später nahm Frankreich das ausgerufene Europäische Jahr der Musik 1985 zum Anlass, das Fest der Musik auch bei seinen Nachbarn bekannt zu machen. Was seitdem jeden Sommeranfang unter anderem in Frankreich, Belgien und Luxemburg als Fête de la Musique hunderttausende auf die Straße holt, wird in Spanien als Fiesta da la Música, in Polen als Swieto Muzyki und in der Türkei als Dünya Müzik Günü begangen. In den USA und anderen englischsprachigen Ländern ist das Phänomen als Celebrate Music Day oder Make Music Day bekannt.

Verteidigung des Grundgedankens

Damit die Fête das bleibt, was sie ist, und nicht Gefahr läuft, kommerzialisiert zu werden, wurde am 1. November 1997 in Budapest die EU-Charta der Fête de la Musique unterzeichnet. Sie bestimmt neben dem festen Datum vor allem auch Folgendes:

  • Erstens soll am 21. Juni, über alle Genregrenzen hinweg, die Musik an sich zelebriert und die Zuhörer für musikalische Vielfalt sensibilisiert werden.
  • Zweitens soll die Fête unbedingt umsonst und offen für alle sein, die sich als Musiker*innen oder Veranstalter*innen einbringen möchten.
  • Die Charta regt darüber hinaus Stadtverwaltungen und Veranstalter*innen an, neben Plätzen und Parks auch andere öffentliche Orte wie Museen und Krankenhäuser in Konzertsäle zu verwandeln.

Ein Fest der Toleranz

In unruhigen Zeiten, in denen manche Angst vor „Überfremdung“ haben, ist das Fest der Musik auch ein Fest der Toleranz. Beste Gelegenheit, bei angenehmen Temperaturen von der Nachwuchs-Rockband des lokalen Gymnasiums zum türkischen Minnesänger, vom christlichen Abendchor zur spanischen Flamenco-Gruppe, von der afrikanischen Jazzkapelle zur slowenischen Bluesband zu schlendern und sich überraschen zu lassen. Ein tolles Angebot auch in kleineren Städten, wo sich die kulturelle Vielfalt vielleicht nicht auf den ersten Blick zeigt.

FETE: Blick nach Europa

Griechenland feiert dieses Jahr zum 20. Mal das Fest der Musik. Ausgerechnet in dem Land, über dessen Austritt aus der EU so lange diskutiert wurde und das unter der europäischen Austeritätspolitik so leiden musste, wird die Fête als European Music Day gefeiert.

Im Großbritannien hat sich der Make Music Day erst in den letzten Jahren durchgesetzt. 2012 fand die erste britische Ausgabe der Fête noch auf sehr lokaler Ebene statt. Seit 2017 organisiert die Make Music Alliance das Event landesweit. Entsprechend der EU-Charta ermuntert die NGO die Musiker*innen und Veranstalter*innen, ungewöhnliche Orte für ihre Konzerte zu wählen (Büchereien oder unter dem Motto „Go rural!“ schöne Plätze auf dem Land). Die Engländer haben sogar ihre eigene Hymne für den Make Music Day: den Song „Bring me sunshine“ des legendären Comedy-Duos Morecambe and Wise. Und auch dieses Jahr wird wieder die originellste Coverversion des Liedes gesucht und ausgezeichnet.

Den Brexit wird die Fête de la Musique zwar nicht verhindern können. Zu hoffen bleibt aber, dass das Fest im UK auch in den kommenden Jahren als ein europäisches gefeiert wird!

Foto: Simone Cihlar

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